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Münsterstraße 13a, Neukötter Optik

Faden

Manfred Kronenberg

Warendorf

Gans, du hast den Fuchs gestohlen

Gans, du hast den Fuchs gestohlen

Aquarell auf Bütten · 30 x 40 cm · 2020
Preis: 980,- €

Website: kronenbergkunst.de

Gastgeber: neukoetter-optik.de

Mit freundlicher Unterstützung: vorwerk-putz.de

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Dieses Bild ist eines aus einer Reihe von Märchen oder bekannten Liedertexten in denen alles ein wenig anders ist!

Zusammen mit dem Beelener Lyriker und Weggefährten und Freund Dieter Lohmann entstanden hierzu im Jahre 2020 überraschende Geschichten in Versform, die mit dem Mitteln des Papiertheaters im gleichen Jahr im Münchner Stadtmuseum, beim Münchner Papiertheaterfestival und im Anschluss im Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf, auf Grund einer Einladung der Kulturreferentin Magdalena Oxfort, zum ersten Mal in der Öffentlichkeit vorgetragen wurden. Dies war zugleich die Geburtsstunde des Papiertheaterprojektes „AndersARTig“, welches in diesem Jahr, so die Choranaschutzverordnung es zulässt im Oktober in München seine Fortsetzung finden wird. Eine spannende Sache, zumal in diesem Jahr das Papiertheater in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde!

Und hier der Text zum ausgestellten Bild, welches auch in einer Kleinauflage alsnummerierter und signierter FineArtPrint herausgegeben wurde:

Gans, du hast den Fuchs gestohlen
In Fabeln traf fast jedes Tier
(Lest es nach und glaubt es mir!)
irgendwann den Fuchs im Wald.
Und dabei merkten alle bald:
Der Kerl ist oberschlau und klug!
Aber damit nicht genug:
Manch Bauer kann es nicht vergessen:
Der Fuchs ist gierig und verfressen!

So kam es dann, dass Bauer Bolte
den Vielfraß gern erlegen wollte.
(Bolte kennen wir wohl auch
von Wilhelm Busch und Ährenschlauch!)
Der Fuchs hat seinen Stall besucht.
Manch Gans, manch Huhn hat laut geflucht,
doch Reineke ohne Gewissen
hat reichlich Federvieh gerissen.

Manch Bratentopf blieb sonntags leer.
Das traf auch Boltes Kinder schwer.
Sie haben mit Magenknurren gesungen
und leidvoll hat es oft geklungen,
das Lied vom Fuchs, der besser wohl
die Gänse wiedergeben soll.
Falls nicht, so ward der Fuchs bedroht,
kommt der Jäger, schießt mit Schrot!

Reineke blieb ganz ungerührt.
Er ist erneut herumgeschnürt,
auf Beutejagd, ein schlauer Dieb.
Nahm nicht mit der Maus vorlieb.
Bauer Bolte nahm sein Gewehr.
„So Fuchs!, du entkommst nicht mehr!
Er stieg auf den Birnbaum an seiner Wiese
von der Sorte „Gute Luise!“

Doch gut war heute Luise nicht!
Am Abend kam erneut der Wicht.
Er schlich, die Rute schliff das Gras
hin zum Stall, da sah er das,
was er doch so sehr begehrte
und das bald wohl ihm gehörte.
Diesmal war’s leider nicht der Fall.
Der Fuchs hört‘ nicht mal mehr den Knall!

Bolte hat vor Freude gelacht
und den Rotfuchs in sein Haus gebracht.
Boltes Gemahlin, egoistisch und schlau
(Sie war mal eines Fischers Frau!)
sagte zu ihm: „Ich werd dir was sagen.
Ich mach mir daraus einen Rotfuchskragen!
Das trägt man heute, das ist modern.
Sei still! Ich will kein ‚Aber‘ hör’n!“

Bolte hat den Fuchs entkleidet
und fachgerecht ihn ausgeweidet.
Der Kürschner nahm es hin das Fell
und schuf draus eine Stola schnell.
Am Maul ein Clip und unten Seide.
Das trugen damals feine Leute.
Die Frau hat ihn an Feiertagen
bei ihrem Kirchgang gern getragen.

Das sah aus ihrem Stall die Gans
die Witwe von dem Ganter Hans,
den ihr der Fuchs vor Wochen nahm.
Wonach sie nie zur Ruhe kam.
Als mittags alles speisen ging,
die Stola an nem Haken hing,
Hat unsere Gans sich sehr bewegt
die Stola um den Hals gelegt.

Sie flog zurück zum Gänsestall
und zeigte stolz sich überall.
Des Bauers Frau hat auch beim Essen
ihre Stola nicht vergessen.
Gleich schrie sie laut, als diese fehlte,
was sie ihrem Manne erzählte.
Der nahm sich sein Schießgewehr
und suchte draußen hin und her.

Unsere Gans stand auf dem Mist.
Sie zeigte sich, wie das so ist
mit Drehen, Quaken und Stolzieren.
Dann wollte sie zum Hof spazieren.
Da kam der Bauer mit Gewehr.
Es wusste die Gans, jetzt wird es schwer.
Die Bäuerin nahte mit schrillem Johlen:
„Gans, du hast den Fuchs gestohlen!“

Das Ende kam nun unausweichlich.
Es gab Ärger und zwar reichlich.
Die Gans, sie war ein armer Tropf
und endete im Bratentopf.
Dem Leser (Hörer) ist damit wohl klar,
dass dies kein echtes Märchen war.
Denn vom Märchen erwarten die Leute,
alle, die sterben, leben noch heute.

Zur Person

Manfred Kronenberg, gebürtiger Warendorfer, Jahrgang 1953, Schriftsetzer, Diplom-Designer und langjähriger Lehrbeauftragter der FH Münster. Zahlreiche anspruchsvolle Aufgaben im Bereich Corporate Design für Veranstalter, Museen und internationale Marktführer. Umfangreiche Illustrationsaufgaben, Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen im In- und Ausland. 2016 Beteiligung an dem jurierten Ausstellungsprojekt „Altes Stroh zu neuem Gold“ in Bocholt, sowie in Raleigh, Capital-City of North-Carolina, USA.

Einzelausstellung in der Galerie im Kreishaus, Warendorf.

Ständige Ausstellungen, Arbeiten u.a. in den Galerien „La Maison Cocon“, La Beaume, Frankreich, „Am roten Turm“, Sommerhausen, „Klosterformat“, Rostock …

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