Licht-, Raum- und Farbwahrnehmungen, Bildelemente zumeist im realen Raum bietet die aktuelle Ausstellung von Peter Paul Berg. Neue Blicke auf den Raum, Irritationen der räumlichen Situation, Schaffung neuer Zwischenräume oder auch optische Raumerweiterungen/-ausdehnungen sind Ziel der Ausstellung

24.4.-29.5.2022

Vernissage 24.04.2022, 11 Uhr

Finissage „Letzte Blicke“ 29.05.2022, 15 Uhr

Sonntag, den 22.Mai, 11:30 h
Öffentliche Führung des Künstlers durch seine aktuelle Ausstellung „Zwischenräume“ im dezentralen Stadtmuseum. Dieser einmalige Termin, außerhalb der Öffnungszeiten an den Nachmittagen, erlaubt einen veränderten Blick auf die tageslichtabhängige Präsentation der Rauminstallationen!
„Seien Sie neugierig!“

Dezentrales Stadtmuseum Historisches Rathaus
Markt 1, 48231 Warendorf

Zu meinen Arbeiten in der Ausstellung Zwischenräume

Im Vordergrund meiner Arbeiten stehen Licht-, Raum- und Farbwahrnehmungen. Im Unterschied zum zweidimensionalen Bild befinden sich meine Bildelemente zumeist im realen Raum selbst – je nach Situation werden aber auch Boden, Wände und Decke malerisch oder zeichnerisch mit gestaltet.

Ausgehend von den jeweiligen Raum- und Lichtverhältnissen setze ich meine bildnerischen Elemente – hier in Warendorf Fäden, Bänder und gezeichnete Linien – in den Raum bzw. auf den Boden und die Wände. Jeder Raum bietet mir dabei mit seinen architektonischen Bedingungen in Verbindung mit den Lichtverhältnissen Möglichkeiten eines Eingriffs in die räumliche Gesamtsituation bzw. in Teilbereiche des Raumes. Neue Blicke auf den Raum, Irritationen der räumlichen Situation, Schaffung neuer Zwischenräume oder auch optische Raumerweiterungen/-ausdehnungen werden dabei angestrebt.

Entscheidend für meine Ideenfindung bleibt das genaue Studium der Raumproportionen, die Lage und Form von Fenstern und Türen sowie sonstiger Form und
Linienelemente im Raum – hier in Warendorf vor allem der an relativ feinen Drähten aufgehängte rechteckige Alurahmen, an dem normalerweise die Lampen befestigt sind, mit denen Bilder an den Wänden oder Objekte im Raum angestrahlt werden. Dieses – betrachtet man die Räume im Leerzustand – recht dominante Objekt in jedem Raum muss aufgrund meines Ansatzes, den ganzen Raum in die Installation zu integrieren, auch Teil meiner Kunst werden. Schließlich schafft dieses Element bereits Zwischenräume im Raum, ohne dass überhaupt in den Raum eingegriffen wurde. Um der Harmonie willen ist der Alurahmen in den Ausstellungsräumen an die Proportionen des Raumes angepasst. Er schafft einen Innenraum, der in der Vertikalen betrachtet in zwei Teile fällt, der Raum unterhalb des Alurahmens, in dem „normale“ Ausstellungen stattfinden, und der oberhalb. Außerdem gibt es noch eine Art Zwischenraum zwischen den Wänden und dem durch die Lampenaufhängung gebildeten Innenraum.

Auf diese Zwischenräume reagiere ich in den Ausstellungsräumen 2, 3 sowie 4a und 4b. Die Säule im ersten (Eingangs-) Raum ist als Lichtobjekt zu sehen. Sie bildet eine auf sich selbst bezogene Raumstruktur, die zwar auf das Fenster, mithin das Licht (hier vor allem das Sonnenlicht am Nachmittag), jedoch nicht auf den Gesamtraum bezogen ist. Die drei Parabeln im zweiten Raum schaffen drei, zum einen formal verwandte, aber auch farbig und formal unterschiedliche Zwischenräume, die im oben beschriebenen Raum vor den Wänden liegen.

Der dritte Raum wird von mir optisch partiell in drei Räume zerlegt. Es entsteht ein verschachteltes, in sich gedrehtes Raumgebilde, das an verschiedenen Ecken Wandansätze aufweist und zur Wand zwischen den Türen geöffnet ist. In Raum 4a greifen meine Gestaltungselemente die Form der herabhängenden Lampenaufhängung auf und spielen – räumlich versetzt – mit ihr. In Raum 4 b verdichtet sich die fast quadratische Raumproportion mit ihrer zentralkompositorischen Vertikaldynamik in der Säule im Raumzentrum.

Wichtig für die Wahrnehmung der Elemente im Raum ist ihre Stellung zum Lichteinfall bzw. zum Lichtverlauf, da sich hierdurch bedingt die Erscheinung der lichtempfindlich reagierenden Materialien im Tagesverlauf verändert. Betrachtet man einen Faden oder ein Band für sich alleine vom Boden bis zur Decke, so ist ein deutliches Auftauchen und Verschwinden von Farbintensität zu beobachten. Diese Lichtbewegung lässt die an sich starre Gerade beweglich und zum Phänomen eines fließenden Übergangs werden. Wichtig für die Wahrnehmung meiner Arbeiten ist auch die Bewegung des Betrachters durch den Raum. Erst die Wahrnehmung des gleichen Raumelementes im Vorbeigehen oder im Umkreisen offenbart das Fluide der Erscheinungen. Aus vielen Einzellinien wird plötzlich eine Fläche, aus der Fläche eine intensive Einzellinie, bevor das Gebilde wieder in seine linearen Einzelelemente zerfällt oder fast gar nicht mehr wahrnehmbar ist.

Peter Paul Berg