Der Kunstkreis Warendorf besucht am Sonntag, den 11. Februar 2018, in der Kunsthalle Bielefeld die Ausstellung

Der böse Expressionismus- – Trauma und Tabu“

«Wir wollen die Bürger nicht unterhalten. Wir wollen ihnen ihr bequemes, ernst-erhabenes Weltbild tückisch demolieren», propagiert Herwarth Waldens Sturm-Zeitschrift, eine der wichtigsten Publi­kationen des Expressionismus. Diese Ansage ist klar und eindeutig. Es ist die Kampfansage einer neuen Zeit an die Überzeugungen und Werte der alten; das Kampfmittel ist die Kunst. Die Anfangs­jahre des 20. Jahrhunderts waren eine Zeit größter Herausforderungen und existenzieller Verun­sicherung, geprägt von Industrialisierung und proletarischem Massenelend, Landflucht, ausufernden Großstädten und Wohnungsnot. Die rückständige Gesellschaftsordnung des wilhelminischen Kaiser­reiches war mit den rasanten Veränderungen heillos überfordert, der Kollaps kam mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914. Der Expressionismus war unter solchen Vorzeichen die Kunstform, mit der sich die Rebellion im Felde der Kultur Bahn brach; nach 1919 gewann er unter den neuen politischen Vorzeichen noch einmal an Vehemenz.

Die jungen Künstlerinnen und Künstler brachen Tabus, nahmen Drogen und beendeten Prüderie und Triebverzicht, um anstelle von Verdrängung und Neurose aus den Kräften des Trieblebens die Kraft für ihre Kunst zu ziehen. Sie lebten, frei nach Nietzsche und ermutigt von Sigmund Freud, die «Umwertung aller Werte» auf der Suche nach einem selbstbestimmten Dasein in einer Gesellschaft ohne Klassenschranken.

Einst skandalträchtige Außenseiter, sind die Expressionisten heute gesellschaftsfähig, ihre Bilder Millionen wert; als Zeugnisse pittoresker Bohème, farbenfroher Idyllen und Ansichten einer ver­meintlich guten alten Zeit werden sie verharmlost und je nach Möglichkeit als dekorative, verlässliche Geldanlagen gesucht. Die Brisanz der Bilder droht im Wohlgefallen zu verschwinden. Weil die Impulse, die vom Expressionismus ausgingen, und die Fragen, die er in schonungsloser Offenheit gestellt hat, bis heute relevant und wichtig sind, wollen wir an die Virulenz und die Intentionen dieser «Zeiterscheinung» erinnern: Internationalität, Individualität, gesellschaftliches Miteinander und Tole­ranz stehen auch ein Jahrhundert später, und gerade heute, immer noch auf der Agenda.

Künstlerliste: Max Beckmann, Rudolf Belling, Otto Dix, Conrad Felixmüller, Otto Gleichmann, George Grosz, Erich Heckel, Jacoba van Heemskerck, Walter Jacob, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Emmy Klinker, Oskar Kokoschka, Else Lasker-Schüler, Wilhelm Lehmbruck, August Macke, Ludwig Meidner, Paula Modersohn-Becker, Otto Mueller, Emil Nolde, Max Pechstein, Hans Richter, Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Jakob Steinhardt, Hermann Stenner, Georg Tappert, William Wauer, Marianne von Werefkin, Gert H. Wollheim

Der Zug fährt um 10:53 ab Warendorf; die Ankunft in Bielefeld ist um 11:49 ohne Umstieg. Danach Fahrt mit der U-Bahn

Die einstündige Führung beginnt um 12:45,

Die Rückfahrt ist um 17:14 und der Zug ist um 18:09 wieder in Warendorf

Die Kosten für Fahrt, Eintritt und Führung beträgt für Mitglieder 22 €, sonst 25 €, die im Zug eingesammelt werden.

Anmeldung bei Renate Schulze Versmar per eMail (Renate.Versmar@kunstkreiswarendorf.de) oder Tel.02582/8954